Kontakt

Wir sind Zukunftsregion

Elektro Bauer und GKN Hydrogen stellen erstmals in Deutschland Metallhydrid-Wasserstoff-Speichersystem vor.

Wir sind Zukunftsregion
Insgesamt waren gut 100 Technikinteressierte aus Wirtschaft, Politik und dem Privatbereich gekommen, um sich aus erster Hand über die Funktionsweise, Kosten und Skalierbarkeit des Wasserstoff-Speichersystems zu informieren.

Vorderhainberg. "Was wir heute machen, ist wegweisend, unglaublich und doch so simpel", so leitete Walther Bauer, Geschäftsführer der Firma Elektro Bauer GmbH & Co KG, den Ortenburger Wasserstofftag ein.Sein ganzes Leben beschäftigt er sich bereits mit der 100 prozentigen Energieautarkie – ein Thema, das derzeit aktueller denn je ist. Mit dem Energie-Startup-Unternehmen GKN Hydrogen hat Bauer nach zwölf Jahren nun endlich einen Partner gefunden, um seinen Traum vom saisonalen Speicher zu verwirklichen – eine Kooperation zwischen Bayern und Südtirol, die vielleicht Geschichte schreiben könnte.

Wir sind Zukunftsregion

Der gemeinsame Appell an Bund und Land seitens Landrat Raimund Kneidinger, Walther Bauer und Bürgermeister Stefan Lang (v.l.): eine Anschubfinanzierung und Förderung für innovative Energiekonzepte und zwar auch für Privathaushalte.

Im Prinzip sei es einfach die Umsetzung der bekannten Physik, denn als Treibstoff würden lediglich Sonnenlicht und Wasser fungieren – ein Fakt, der Bauer immens begeistere. Wasserstoff werde durch die Elektrolyse von Wasser erzeugt, der hierfür nötige elektrische Strom aus dem Sonnenlicht gewonnen. Zur Speicherung diene ein Metallhydrid-Speicher, in dem sich der Wasserstoff bei 15 Mal geringerem Platzbedarf als bei einer Gasflasche sogar 30 Jahre lang lagern lasse. "Besser geht es nicht", schwärmte der Elektromeister und erklärte weiter, dass dies "genau der Schlüssel zur Effizienz ist, den gespeicherten Wasserstoff über die Brennstoffzelle in Strom und Wärme umzuwandeln und beides nur mit geringem Verlust zu nutzen".

Den Weg, den Bauer seit 2010 beschreitet, um die Energie vom Sommer über Wasserstoff zur Winterversorgung mitzunehmen, war jedoch ein steiniger. Doch der Geschäftsführer sei dafür bekannt, immer wieder "besondere Sachen zu machen, auszutüfteln und zu sagen, das es gehen muss", blickte Bürgermeister Stefan Lang zurück.

"Ihr könnt euch nicht vorstellen, wo ich überall war. Danke an den Betrieb, dessen Team mich oft entbehren musste", sagte Bauer, dessen Anstrengungen und Hartnäckigkeit vor gut einem halben Jahr belohnt wurden. In mehreren Treffen hatten sich Walther und Sohn Johannes Bauer sowie Matthias Zeier, mitunter verantwortlich für die GKN-seitige Geschäftsentwicklung von Wasserstoffspeichern, und in Folge die GKN-Konzernführung angenähert. "Wir hatten eine hohe Grundsympathie", schilderte Zeier. Bauer sei ein "Visionär und Pionier. Genau diese Leute wollen wir auch!"

GKN ist seit Jahrzehnten weltmarktführend in der Pulvermetallurgie und habe sich seit 2013 intensiv mit ergänzenden Produkten zu Pulver und daraus erzeugten Komponenten auseinandergesetzt. Nach sieben Jahren Forschung und Test, seien die Wasserstoffspeicher auf Metallhybridbasis vor knapp eineinhalb Jahren in die Umsetzungsphase gekommen und hätten Marktreife erlangt. "Seit 2016 haben wir eine Anlage im Dauertest, um die Funktonalität und Technik zu erforschen", führte der Geschäftsentwicklungsverantwortliche weiter aus. Das Ziel sei der weltweite Einsatz. Dass es dem Konzern ernst ist, verdeutlichte Zeier anhand von Beispielen aus Australien und den USA, ja sogar eine Berghütte gelegen auf der Gletscherrückseite und 3100 m Höhe werde aktuell Energieautark gemacht. Bei Elektro Bauer wird das mittelgroße System HY2MEDI in Betrieb gehen, welches auf den gewerblichen und kommunalen Bereich ausgerichtet sei. "In diesem Bereich werden wir jetzt auch am meisten wachsen. Aktuell ist das die Klientel, die stark auf der Suche ist", gab Zeier Einblick in die weitere Entwicklung.

Der Landkreis sei auf diesem Gebiet generell gut unterwegs, wie Landrat Raimund Kneidinger verdeutlichte. Gemeinsam mit dem Bund und verschiedenen Unternehmen "setzen wir uns für die Entwicklung von Wasserstofftechnologie in verschiedensten Bereichen ein. Wir befinden uns auf dem Weg zur Wasserstoffregion, besser gesagt: Wir sind Zukunftsregion!" Schließlich sei der Landkreis bereits in der praktischen Umsetzung von Ideen und Konzepten, wie das Beispiel des Einsatzes des deutschlandweit ersten wasserstoffbetriebenen Lkw in Serienproduktion beweise. Es sei der "unternehmerische Weitblick von kleinen, mittelständigen Unternehmen in unserer Region", die den Mut hätten, Neues auszuprobieren und sich auf Unkonventionelles einzulassen, erklärte Kneidinger.

Einen Haken gibt es beim jungen System allerdings: die aktuellen Anschaffungskosten. Doch Photovoltaikanlagen seien einst vor demselben "Problem" gestanden und hätten am Ende von Skaleneffekten profitiert. Denselben Verlauf erwarten die anwesenden Kommunalpolitiker sowie der Speicherhersteller. Für eine Energiewende helfe es nicht, unzählige Photovoltaikanlagen und ähnliches zu installieren, solange deren Output sich nicht für den Wintereinsatz speichern ließe. Es brauche Anlagen im Feld, für einen Machbarkeitsnachweis, den Vertrauensaufbau am Markt und die Weiterentwicklung. Dies gelänge jedoch nicht über einige wenige Idealisten. Entsprechend appellierten die Akteure des Tages an Bund sowie Land und sprachen sich gemeinschaftlich für Anstoßfinanzierungen und die Förderungsausweitung auf innovative Lösungen zur Energiegewinnung und -speicherung aus, nach demselben Grundsatz wie für Wärmepumpen und andere erneuerbare Energiekonzepte.

Bauer und Zeier freuen sich jedenfalls auf die weitere intensive Zusammenarbeit. Über Fernzugriff auf die Elektro Bauer-Anlage werde in der Bayrisch-Südtiroler Kooperation künftig weiter an der Optimierung des Systems gearbeitet. Und "Bauer-üblich" entstehen schon jetzt wieder weitere Ideen, wie etwa die Effizienzsteigerung des Systems in Verbindung mit Erdwärme. Die Reise hin zur vollständigen Energieautarkie auf Wasserstoffbasis von Eigenheimen wird somit noch eine spannende werden. Eines scheint sicher: Wenn sich Walther Bauer reinbeißt, schafft er es auch.

Doris Wild-Weitlaner

Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo
Brandbelt Partner Logo